Die Vorgängerburg fälschlich Bastei genannt

Beschreibung Lage Geländeschnitt Rekonstruktion Piper nach Bastei Erkenntisse Bilder

35 KOLLMIITZGRABEN                           gut erkennbarer Burgstall/bewaldet 84

MG Ludweis-Aigen, VB Waidhofen a.d.Thaya (ÖK 7, S 163 mm, 0 82 mm)
 

Der alte Burgstall befindet sich auf einem Felskamm südlich der Thaya oberhalb der Häuser am westlichen Ortsende, zwischen der Straße nach Sauggern und dem Fluß.

Die am Felskamm weit auseinander gezogene Anlage besteht aus einem Burgbereich, der durch einen Abschnittsgraben geschützt ist, einem Turmhügel und einer Vorwerksplattform. Das Burgplateau ist aus dem Fels herausgehauen und mißt max. 7 X 8 m. Einige senkrecht abgemeißelte Felspartien und geringe Mauerreste sind erkennbar. Die Gebäude waren in NW durch den 4 - 5 m tiefen Abschnittsgraben (Sohlbreite 4 m) und im SO durch eine Felskuppe geschützt. Knapp 40 m vor dem Burgbereich ist im SO etwa 3 m tiefer liegend ein Turmplateau erkennbar, das eine ebene Fläche von 4 - 5 m und Mauerreste aufweist. Dieses Plateau wird an seinem NW Ende von einem 2 m breiten und gut 4 m tiefen künstlichen Felseinschnitt vom weiteren Kammverlauf getrennt. Der Einschnitt wird heute teilweise von einem Steindamm überbrüclkt (die Steine dürften noch vom Burgbau stammen). 5 m unterhalb des Turmplateaus erstreckt sich am Felskamm noch das 6 X 15 m große Vorplateau.

F. Kießling berichtet, daß im Jahre 1922 anläßlich von Felssprengungen auf einem der Plateaus zwei Brandschichten angeschnitten wurden. In der oberen Schicht lagen Tonscherben und Holzkohle; die untere Schicht enthiel* auf einer gebrannten Lehmplatte Holzkohle, Hüttenlehm, mehrere "sehr alten Scherben und Eisenreste. Eine Specksteinperle sowie weitere Tonscherben fanden sich noch in einem Schuttkegel unterhalb des Burgfelsens.

Der Beschreibung nach zu schließen, dürfte die Keramik dem 11. - 13. Jhdt. angehört haben.

Specksteinperlen waren allgemein im 12. Jhdt. in Mode. Wahrscheinlich noch auf die Burgbewohner gehen einige wilde Stachelbeersträucher und Kirschbäume am Felskamm zurück.

Angeblich sollen auch Räuber am Burgfelsen gehaust haben.

Kartenausschnitt ÖK 7, 1:50000 - Schwammenhöfer Hermann
Kartenausschnitt ÖK 7, 1:50000

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 - Schwammenhöfer Hermann

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REKONSTRUKTIONSVERSUCH DER BURGANLAGE VON KOLLMITZGRABEN


REKONSTRUKTIONSVERSUCH DER BURGANLAGE VON KOLLMITZGRABEN - Schwammenhöfer Hermann

Literatur: F. KIEßLIING, Beiträge zur Ur-, Vor- und Frühgesch. v.NÖ., 1934, 301 f.

 

 Quelle:  Schwammenhöfer Hermann, Archäologische Denkmale Waldviertel, IV, Nr. 35.

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Neue Erkenntnisse:
Die als Bastei bezeichneten Mauerreste sind sehr wahrscheinlich Reste des älteren Vorgängerbaus von Kollmitz. Es wurden dort Keramikscherben gefunden, die sicherlich ins 12.Jh zurückreichen, also dürfte dieser Felssporn vor der heutigen Kollmitzer Burg bewohnt gewesen sein.

Koordinaten
X = 690841 Y = 409764

Ob die aus 1135 stammende Nennung des Namens „Chalmunze", die im Allgemeinen auf die bestehende Höhenburg Bezug nimmt, auf diese Anlage weist, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Der zeitliche Abstand zur ersten verifizierbaren Nennung der Burg Kollmitz von 1293 wäre auffallend. Definitive Nachrichten zu dieser Burganlage sind nicht bekannt.

Lage/Baubeschreibung:

Die als „BASTEI" bezeichnete, namenlose Anlage liegt 3,6 km südöstlich von Raabs an der Thaya, bzw. 500 m westnordwestlich der Burgruine Kollmitz. Zwischen dem orographisch rechten Thayaufer und dem Graben des Schweinbaches, durch den die Straße von Sauggern die Rotte Kollmitzgraben erreicht, bildet sich knapp über dem westlich Siedlungsende ein schmaler, NW - SO streichender Felssporn als Lagestelle der ehemaligen Burg aus.

Gegen 0 fällt der Sporn klippenartig zur Thaya ab, gegen die im SW vorbeiführende Straße mit felsigen Steilhängen. Gegen SO stuft sich der Sporn felsig bis zu den ersten Häusern des Ortes ab, im NW riegelt ein tiefer Halsgraben den Burgbereich vom überhöhenden Bergrücken ab. Zentrum der schmalen, langgestreckten Anlage ist ein Felshügel, der nordöstlich tlw. senkrechte Felsabbrüche zeigt, heute aber keinerlei Reste einer Bebauung aufweist. Eine gegen NW, zum Halsgraben vorgelagerte Felskuppe wird durch eine vermutlich künstlich vertiefte, grabenartige Eintiefung vom zentralen Hügel getrennt. Der südöstl. abfallende Geländesporn zeigt eine weitere, gegen das Zentrum der Anlage situierte, schmale grabenartige Felseintiefung. Während die erhöhten Teile der Anlage keinerlei Mauerreste aufweisen, wird der südöstlich Spornbereich und der zentrale Hügel durch einen am Südwest-Hang verlaufenden Mauerzug begleitet. Der gerade verlaufende, bis zu 2 m hohe Mauerrest, offensichtlich Teil des ehem. starkwandigen Berings, zeigt lagiges, quaderhaft gearbeitetes Bruchsteinmauerwerk. Anhand der großflächigen Fehlstellen ist die Mauerfüllung mit opus spicatum-artigen Strukturen sichtbar. Keramikfunde vom Burgberg datieren vom 11.-13. Jh. Trotz der ausgesetzten Felslage ist durch die Gestaltung der Burg und nicht zuletzt durch ihre Größe, ein relativ entwickelter, ausgeprägter Burgtypus anzunehmen, der hinsichtlich der Mauertechnik zwischen dem fortgeschrittenen 12. und dem beginnenden 13. Jh. zu datieren ist.

Literatur: Krahe: Ergänzungsband, 54

 Quelle:  Burgen - Waldviertel und Wachau

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Bilder
- alle © Eigene Aufnahme 2007
 

Ansicht des langen von Südost nach Nordwest mäßig ansteigenden Felsensporns von der Ruine Kollmitz aus © Eigene Aufnahme 2007
Ansicht des langen von Südost nach Nordwest mäßig ansteigenden Felsensporns von der Ruine Kollmitz aus
Felsen im Bereich des Vorwerkes hinter dem E-Werk Kollmitzgraben © Eigene Aufnahme 2007 Anstieg über den alten Weg am Hang von Nordwesten © Eigene Aufnahme 2007
Felsen im Bereich des Vorwerkes hinter dem E-Werk Kollmitzgraben Anstieg über den alten Weg am Hang von Nordwesten
Der breite Abschnittsgraben Richtung Hang zur Thaya hinunter © Eigene Aufnahme 2007 Sehr schön erhaltener Teil des Beringmauerwerkes beim Turmhügel © Eigene Aufnahme 2007
Der breite Abschnittsgraben Richtung Hang zur Thaya hinunter Sehr schön erhaltener Teil des Beringmauerwerkes beim Turmhügel
Fortsetzung des Beringmauerwerkes nach Nordwesten © Eigene Aufnahme 2007 Ende des erhaltenen Beringmauerwerkes im Nordwesten © Eigene Aufnahme 2007
Fortsetzung des Beringmauerwerkes nach Nordwesten Ende des erhaltenen Beringmauerwerkes im Nordwesten
Blick vom Burgbereich Richtung Turmhügel hinunter © Eigene Aufnahme 2007 Blick vom  künstlichen Felseinschnitt Richtung Burgbereich © Eigene Aufnahme 2007
Blick vom Burgbereich Richtung Turmhügel hinunter Blick vom  künstlichen Felseinschnitt Richtung Burgbereich
Blick durch den künstlichen Felseinschnitt Richtung Thaya © Eigene Aufnahme 2007 Blick über den künstlichen Felseinschnitt Richtung Burgbereich © Eigene Aufnahme 2007
Blick durch den künstlichen Felseinschnitt Richtung Thaya Blick über den künstlichen Felseinschnitt Richtung Burgbereich
Hang vom Turmhügel Richtung  Südost zur Strasse nach Kollmitzgraben © Eigene Aufnahme 2007 Blick von der Brücke über den Schweinbach zum Vorwerk hinauf © Eigene Aufnahme 2007
Hang vom Turmhügel Richtung  Südost zur Strasse nach Kollmitzgraben Blick von der Brücke über den Schweinbach zum Vorwerk hinauf

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Bastei

Otto Piper schrieb in seinem Werk Burgen in Österreich: "Als eine nicht minder selten vorkommende Ergänzung dieses Außenwerkes kann man die "Bastei" bezeichnen, eine in stumpfen Winkeln gebrochene Mauer auf einem aus dem jenseitige Uferhange herauswachsenden Felsen. An seinem Fuße zieht sich ein von dieser Seite herkommender Fahrweg zum Flusse (und zur Burg) hinab, und lagen verschiedene zur Herrschaft gehörende Gebäude. Besonders aber konnte man (nach Einführung der Pulverwaffen) von da aus den Berghang zwischen der "Böhmischen Mauer" und der Burg beschießen."
 

 Quelle:  Piper Otto, Österreichische Burgen, Band III, Kapitel 16.

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© Michael Ambrosch

Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 16. Mai 2009