Aigen Kirche - Die Tumba = Begräbnisstätte des Geschlechtes der Hofkirchen


Eine Tumba ist ein freistehendes, steinernes Grabmal, das die Form eines Sarkophages hat, bestehend aus vier Seitenplatten, und einer Deckplatte, häufig mit Baldachin überbaut. Vom Sarkophag unterscheidet es sich dadurch, dass es keinen Leichnam enthält.


Diese Gotteshaus wurde schon früher zur Begräbnisstätte des Geschlechtes der Hofkirchen bestimmt, damals aber erst so richtig zu einer Kirchengruft ausgebaut. Zum ehrenden Gedenken an ihre Eltern ließen die beiden Brüder mitten in der Kirche ein Schönes und stattliches Marmorepitaph errichten, das auch viel zierenden Wappen und Ahnenschilder umfasste. 2) Von diesem leider schon längst 3) zerrissenen Hochgrab führte einst der Weg unmittelbar in die unter dem heutigen Altar liegenden Gruft, die mehreren Sprossen dieses Geschlechtes aber nur für zwei Jahrhunderte als letzte Ruhestätte dienen sollte 4).

1586 bestimmte der todgeweihte Wilhelm von Hofkirchen noch in seinem Testamente 9) Aigen als Begräbnisstätte 10) seines Geschlechtes und die Herrschaft Drösiedl für die Versorgung dieser Kirche 11).

1) s. S. 120
2) Auf einer Marmorplatte steht geschrieben:
"Die Wolgebornen Herren Wolfgang Röm. kay. May. etc Rudolfi 2. Rath, und Herr Georg Andre auch derselben kay. May. Rath und Obrist über ein Regiment Hochteutsches Fuesvolckh baide Gebrüeder Herren von Hofkirchen Freyherren etc. haben dieses Monumetum über ir Geschlächtsgrufft , ob wolermelten iren geliebten Eltern säligen, mit derselben darauf gehauten Bildnussen zur Ehren, wie auch ihnen selbst, und ihren baiden Gemahln Frauen Anna Dorothea geb. Gravin von Ötting, und Frauen Margarethe geb. Herrin von Losenstain, auch allen ires Geschlächts Ehlichen Nachkommen, so alda zur Gedächtnuss, aufrichten, auch mit den Wappen, u. Ahnen Schiltl zieren, u. darüber die alt abgetragne Kirchen wider ganz new erbawen lassen. Anno Christi 199 und 1606."

Die hier genannten Bildnisse sind auf rotem Salzburger Marmor aus einem Stück sehr schön gehauen. Der in ritterlicher Rüstung verewigte Wilhelm v. Hofkirchen hält in seiner Rechten eine Pergamentrolle, mit seiner Linken aber stützt er sich auf das umgegürtete Schwert; Helm und Handschuhe sind zu seien Füssen. Seien Ehefrau ist neben ihm einem Gebetbuch in der Hand dargestellt. Die Köpfe dieses Ehepaares ruhen auf einem Polster.

Die oben genannten Wappen- und Ahnenschilder sind aus gelblichem und rotem Marmor gehauen. Fünf solcher gelblicher Kehlheimer Platten mahnen uns noch heute zum Gedenken an:

" EVA  FRAU VON HOFKÜRCHEN EIN GEBORNE PÖGLIN FREYIN.
WILHALM HERR VON HOFKÜRCHEN FREYHER ZU COLLMÜTZ UND DRESIDL. "
" WOLF HERR VON HOFKÜRCHEN FREYHER "
" ANNA DOROTHEA FRAU VON HOFKÜRCHEN EIN GEBORNE GRÄFIN VON ÖTTINGEN "
" GEORG ANDRE HEER VON HOFKÜRCHEN FREYHER UND OBRIST "
" MARGARETHE FRAU VON HOFKÜRCHEN EIN BEBORNE HERRIN VON LOSENSTAIN "

3) 4) Das Unheil für diese Kunstschätze aus unserer Protestantenzeit brach um die Wende vom 18. und 19. Jhdt. herein. Es begann mit der Gruftstürmerei unter dem damaligen Pfarrer Egger. Während man anscheinend ohne jede Pietät und gebührende Achtung vor Erbauern diese Gotteshauses die in der Gruft ruhenden Kupfersärge um eine klingende Münze verkaufte, verscharrte man die verblichenen Überreste jener Toten irgendwo im Friedhof. Welch blind Handlungsweise jenes Pfarrers, welches unverdiente Los für die Hofkirchen !
Das Maß war aber noch nicht voll; 1823 wurde der somit unnütz gewordene Grufteingang vom Kircheninneren vermauert; zugleich wurde aber das in der Kirche sicherlich viel Platz einnehmende Grabmal zerlegt und an die Seitenwände gerückt. Wie schade! Während die Gedenkplatten (s. S. 129 (2) und die schönen Marmorskulptur über das Hofkirchner Ehepaar im Inneren der Kirche verblieben, wanderten einige Wappenbilder aus rotem Marmor vor die Kirchentür. Von damals bis heuet gehen die Kirchenbesucher über sie hinweg und streifen sich achtlos die Füße ab. dreizehn Jahrzehnte haben genügt, um sie langsam bis zur Unkenntlichkeit zu zerstören. So wurde in verantwortungsloser Weise mit krassem Unverstand vernichtet was uns hätte leicht erhalten werden können.

9) Auszug aus dem Testament im Hofk. Arch... D18/44
10) s. S. 118 (2)
11) Die geistliche Lehenherrschaft und Vogtei dieser Pfarre wurde beim Anschlag auf Drösiedl mit Ausnahme ihres Zugehörs auf 1000 fl. angegeben (s- Hofk. Arch. ... D18/72,80,90
 

Quelle: Uni Wien, Dissertation "Reformation und Anfänge der Gegenreformation in einigen Teilen des Waidhofner Bezirkes ..."
Karl Schuh 1953, Seite 120,128-130
 


Pfarrkirche zum hl. Jakobus d. Ä.

Die Pfarre erscheint im XIV. Jh. Bis 1372 gehörte das Kirchenlehen von ,,Aigen in der Raabser Gegend" dem Georg von Liebenberg. 1416 schenkt Albrecht von Puchhaim dem Pfarrer Andreas zu A. ein Drittel Körnerzehent. In der zweiten Hälfte des XVI. Jhs. waren in A. protestantische Pastoren, von denen einer Paul Hillemeir (gest. 1596) in der Kirche begraben liegt, 1599 ließen Georg Andre und Wolfgang Freiherren von Hofkirchen die baufällige Kirche, wo sich die Gruft ihrer Ahnen befand, abbrechen und eine neue bauen; sie ließen auch ihren Eltern in der Kirche ein Marmorgrab errichten, worüber eine Marmortafel mit langer Inschrift Aufschluss gibt. Der Dechant Prandner von Raabs meldet 1693 : ,,Die Kirche in Aigen ist bei gutem Bau und inwendig schön, hat zwei Altäre, der vordere ist fein, mit schönem Tabernakel. Vor dem Hochaltare ist eine Gruft und auf derselben ein großes Epitaphium aus Marblstein mit einem eisernen Gitter umfangen, in welcher die Hofkirchsche und Losensteinsche Familie, die früher das Gut Drösidel besessen hatte, begraben liegt. Dieses hohe Monument steht so ungereimt da, daß man den vordern Altar und den Priester bei der Messe schwerlich sehen kann. Dieses Gebäude sollte darum weggeräumt und die Bilder neben die Mauer gesetzt werden, aber die Gruft bleiben" (Dekanatsarchiv Raabs). Dieses stattliche Monument stand bis 1823 in der Kirche, wurde dann zerlegt und die Teile eingemauert. Seit 1652 erscheint Aigen wieder als katholische Pfarre, jedoch mit Puch vereinigt.

Seit.1692 steht sie unter dem Patronate von Altenburg und wird seit 1718 von dortigen Stiftskapitularen besetzt. 1748 brannten Kirche und Pfarrhof nieder, darauf erfolgte eine Restaurierung, wobei 1755 der Hochaltar neu aufgestellt wurde. Zwischen 1769 und 1776 wurde der jetzige Kirchturm begonnen, aber erst unter dem nächsten Pfarrer vollendet.

Unter Pfarrer Isidor Egger (1785-1806) wurde eine umfassende Restaurierung der Kirche vorgenommen, deren Kosten durch den Verkauf von sieben Kupfersärgen aus der Gruft gedeckt wurden. 1824 wurde der Kreuzweg von Jakob Preitschopf in St. Pölten gemalt, 1825 die Kirchhofmauer hergestellt, 1834-1833 wurde der Kirchturm neu gedeckt.
 

Grabsteine

1. An der Ostwand des Langhauses. Rote Marmorplatte mit den liegenden Gestalten eines Ritters in voller Rüstung und einer Dame, zu Füßen Helm und Handschuhe. Gute Arbeit um 1600 (Fig. 51).

3. Neun runde Kehlheimer Platten mit skulpierten Wappen in Rollwerkumrahmung mit Umschriften; einmal Engel auf Totenkopf zwei Wappenschilde haltend (Fig. 52).
Alle diese Bestandteile gehörten zu dem bis 1823 mitten in der Kirche stehenden Freigrabe; die Namen der Beigesetzten sind: Wolf Freiherr von Hofkirchen, Georg Andreas von Hofkirchen, Margarethe von Hofkirchen geborene Herrin von Losenstein, Anna Dorothea von Hofkirchen geborene Gräfin von Öttingen, Wilhelm und Eva von Hofkirchen. Die lange Inschrift die über die Aufrichtung des Grabes und den Neubau der Kirche berichtet, trägt die Jahreszahl 1599.

Außen vor der Westtür des Turmes vier rote Steinplatten, ganz abgetreten mit Spuren ursprünglich angebrachter Wappenschildchen.
 

Pfarrkirche, Tumbendeckplatte vom Hofkirchen-Grabmal, Österreichsche Kunsttopograpfie, Bezirk Waidhofen an der Thaya, Seite 48 Aigen, Pfarrkirche, Wappenschild vom Hofkirchen-Grabmal, Österreichsche Kunsttopograpfie, Bezirk Waidhofen an der Thaya, Seite 49
Fig. 51 Aigen, Pfarrkirche, Tumbendeckplatte vom Hofkirchen-Grabmal  (S. 49) Fig. 52 Aigen, Pfarrkirche, Wappenschild vom Hofkirchen-Grabmal  (S. 49)

Quelle: Österreichsche Kunsttopographie, Bezirk Waidhofen an der Thaya, Seite 48, 49

© Michael Ambrosch

Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 26. September 2017