Der Jungfernstein 2 |
Auf der Burg Kollmitz hauste einst ein wilder Graf, der nur Freude an der Jagd hatte und in dieser seiner Leidenschaft weder Mensch noch Tier verschonte. Sieben Jahre verbrachte er derart in Saus und Braus, bis er einmal abends, nur begleitet von seinen zwei riesigen Wolfshunden, in einer nicht zu großen Entfernung eine liebliche Mädchenerscheinung erblickte. Er band die Hunde an einer Tanne fest und ging allein der Erscheinung nach; doch so sehr er auch seine Schritte beschleunigte, er konnte sie nicht erreichen. Schon brach das bleiche Mondlicht durch das Geäst und er sah sich seinem Ziel nicht näher. Da loderte heftiger Grimm in ihm auf, mit zwei gellenden Pfiffen rief er seine Hunde herbei, die sich von der Leine losrissen, und hetzte sie mit Scheltworten auf die Lichtgestalt der Jungfrau. Mit wütendem Gebelle stürzten sich die Tiere gegen das Mädchen, das, so gut es in der Dunkelheit ging, den Abhang hinabeilte. Mit knapper Not, kurz vor dem Eintreffen der Hunde, konnte es sich noch auf einen am Fuße des Abhanges liegenden Felsblock retten. Sie wäre aber auch da verloren gewesen, wenn sich nicht die vorbeirauschenden Thayafluten ihrer erbarmt und unwillig schäumend den Felsblock mit ihren Wellen umschlossen hätten. Atemlos kam endlich auch der wilde Graf heran und ergötzte sich an den Angstrufen des verfolgten Mädchens. Vergebens eiferte er seine Hunde an, das Wasser zu durchschwimmen, das sie von dem Felsblock trennte, die Tiere heulten angstvoll und waren dazu nicht zu bewegen. Darüber ergrimmte der Graf von neuem, stach seine beiden Hunde nieder und stürzte sich selber in die wogende Flut, um die Jungfrau zu erreichen. Als dies das Mädchen sah, richtete es sich auf dem Felsen auf, und stürzte sich in die empörte Thaya. Mit kräftigen Armen teilte der wilde Graf die immer mehr steigenden Wogen, ein besseres Gefühl stieg nun in ihm auf, er wollte das Mädchen retten, doch es war zu spät. In dem Augenblick als er die Jungfrau beim Gewand erfasst hatte, kam eine mächtige Woge heran und riß beide spurlos in die Tiefe. In gewissen Nächten jedoch bemerkt der Wanderer auf dem Felsblock eine nebelhafte Frauengestalt sitzen und unter ihr einen schwarzen Ritter, der zu beiden Seiten von zwei Hunden mit glühenden Augen bewacht wird.
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Quelle: Sagen rund um Kollmitz, Verein zur Erhaltung der Ruine Kollmitz |
Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 05. Mai 2009 |