Hauptburg - Brücke

Auf der Talseite zur Thaya rechts neben dem Torturm befindet sich ein Bauteil, der manchem Besucher der Ruine nicht ohne weiteres verständlich erscheint.

Bereits etwas nordwestlich vor dem Turm fällte der Erdboden ungefähr 4 m tief ab, und in dieser Vertiefung steht eine ebenso hohe einzelne Mauer. Nach einem Zwischenraum von 4 m folgen zwei weitere 2 m voneinader entfernte Mauern von denen die hintere am äußeren Ende durch eine geböschte Ummantelung strebepfeilerartig verstärkt ist. Sie sind oben durch ein Tonnegewölbe verbunden und dahinter schließt sich ein größeres Gewölbe von unregelmäßiger Form an, wie das vorige  nach innen und außen offen. Der Rücken des Gewölbes ist mit dem Erdboden gleich hoch und sie haben dazu gedient die Vertiefung ständig zu überbrücken während der erste nicht überwölbte Teil dazu ausgenützt wurde als Abschnittsgraben der nur über eine Zugbrücke passierbar war den Zugang zum Palas zu versperren. Diese Anlage weicht durch ihre Lage fast in mitten eines freien Platzes durch die mehr breite als lange Gestalt des Grabens und durch das eigentümliche Schlussgewölbe von der sonst gewohnten Gestalt von Graben und Brücke in bemerkenswerter Weise ab.

Ein Torbau scheint jenseits nicht gestanden zu haben, doch war das auch nicht nötig. Entweder auf dem ersten oder zweiten Brückenpfeiler könnten zwei schmale Seitenpfeiler aufgemauert gewesen sein, die oben durch die Drehachse der Schwungruten oder Wippbalken miteinander verbunden waren. In späterer Zeit scheint man sich mit einer festen Holzbrücke begnügt zu haben.

In dem Inventar wird darauf bezüglich bemerkt: "In den Hoff des Schlosses ist ein präcipitium oder aber ein Abschnidt, welcher mit aichenen Trämen überlegt gewesen, allwo aber die alte Träm, gleich es der augenschein geben, völlig verfault waren, und von dem ietzigen Herrn Innhaber erst letztlich überlegt und mit großen Unkosten neu gemacht worden." (Eine Seitenansicht des Brückenbaues auf Fig. 114)

Praecipitium = (lat. abschüssige Stelle Anm. d. Autors) Absturz. Bezeichnenderweise wird hier der Ausdruck Graben vermieden.

 Quelle:  Piper Otto, Österreichische Burgen, Band III, Kapitel 16


Am wahrscheinlichsten ist es jedoch, daß die Brücke erst im Zuge des umfangreichen Umbauten der Neuzeit errichtet wurde um die Hauptburg mit Gespannen bequemer erreichen zu können und vielleicht gar keine Zugbrücke bestanden hat.

Der letzte Teil der Brücke verlief einst fortlaufend gerade zum Hof und wurde nur deshalb mit einer Linkskurve wiederhergestellt, weil das darunter liegende zweite Gewölbe an der Außenseite eingestürzt ist. Die Spuren der Ansatzpunkte und der ehemalige Verlauf ist am Pfeiler und an der Mauer gegenüber noch deutlich zu erkennen. Der erste und der zweite Pfeiler der Gewölbe sind außen unter dem Brückenniveau deutlich breiter, war die Brücke früher breiter, sind das nur Stützpfeiler oder war dort doch eine Konstruktion für eine Zugbrücke aufgebaut ?

Wie man auf alten Ansichtskarten deutlich erkenne kann sind die Pfeiler um etwa ein Drittel höher als heute sichtbar und direkt auf den Felsen gegründet. Der zweite Pfeiler des Gewölbes zur Mauer hin ist ab der halben Höhe nach unten stark konisch verbreitert. Grabungen an diversen Stellen würden wohl mach interessantes Detail zutage fördern.
 

Ruine Kollmitz - Brücke rechts vom Torturm Ruine Kollmitz - Brücke © Eigene Aufnahme 2005
Brücke rechts vom Torturm Brücke
© Eigene Aufnahme 2005
 
Ruine Kollmitz - Brücke © Eigene Aufnahme 2005 Ruine Kollmitz - Brücke © Eigene Aufnahme 2005 Ruine Kollmitz - Brücke © Eigene Aufnahme 2005
Erstes Gewölbe
© Eigene Aufnahme 2005
Zweites Gewölbe außen teilweise eingestürzt
© Eigene Aufnahme 2005
Zweites Gewölbe zum Burghof
© Eigene Aufnahme 2005
 
Ruine Kollmitz - Brücke © Eigene Aufnahme 2005
Drittes Gewölbe zum Torturm
© Eigene Aufnahme 2005
Brückenpfeiler einst
Ansichtskarte ca. 1930
 
Ruine Kollmitz - Brücke Grundriss Plan Reichalter 1995
Grundriss Reichhalter Plan 2005
Reichhalter Plan 1995
 

© Michael Ambrosch

Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 04. August 2010