Der gotische ehemalige Annen-Kapellen-Karner
in Münchreith/Thaya
von Dr. Karl Kubes, Wien

Quelle: Kultur und Museumsverein Thaya

Neben der Pfarrkirche in Münchreith a.d. Thaya (Bez. Waidhofen/Thaya), wenn man aus Süden auf der Straße sich nähert, steht heute ein kapellenartiger Bau mit einem gotischen Polygon, an dem abgeschlagene Strebepfeiler noch erkennbar sind. Die Lage einige Meter südwestlich von der Pfarrkirche zum HI. Bartholomäus und die hohe Proportionierung mit zwei Geschossen lassen an einen selbständigen Karner denken, als Vertreter des einstigen Friedhofs hier, wobei auch die alte Friedhofsmauer noch deutlich zu sehen ist. Die Gräber müssen im Mittelalter die Kirche umgeben haben, vor allem im Süden und Osten, denn der heutige Friedhof ist eine Verlegung anschließend in Richtung Westen.

Die gotische Erscheinung des Gebäudes verwandelt sich in diejenige eines neueren Wohnhauses, wenn man die rechteckigen Fenster mit ihren beweglichen Flügeln in den Wänden bemerkt. Eine gotische Karnerkapelle muss also profaniert und in ein Wohnhaus umgebaut worden sein, was die heutige doppeldeutige Form erklären würde. Historisch ist tatsächlich die Aufhebung unter Josef II. (1786) bekannt sowie der Verkauf und die späteren Funktionen.1) Eine Beschreibung der früheren Kapelle kann durch die beigegebenen Pläne sehr erleichtert werden. 2) Äußerlich ist es ein Rechteck im Grundriss, das im Osten durch drei bzw. fünf Seiten eines Vielecks (gestrecktes 5/8) abgeschlossen wird, also zu einem Altar ausgerichtet ist, wie das in der Gotik üblich war (z.B. an der nahen Pfarrkirche). Abgesehen von der steilen und schmalen, beinahe turmförmigen Architektur des Baukörpers fällt seine Breite an der voll abgemauerten Westwand auf, die größer ist als die südliche bzw. nördliche Längsseite. Nur vier Strebepfeiler saßen am östlichen Polygon, man hat sie, statisch falsch, weggeschlagen, um den Charakter eines Wohnhauses zu erreichen, ein ungewöhnlicher Vorgang. 3)

In dem gotischen Kapellenbau irritieren die Wohnfenster bzw. zwei nachträgliche Außentüren; eine im Südosten führt in den Keller; man muss sich schmale, hohe gotische Fenster mit Maßwerk und Spitzbögen rekonstruieren (wie etwa das Ostfenster an der nahen Pfarrkirche), welche zum aufragenden Mauerwerk des Baukörpers passen und es unterstreichen würden.

Die heutigen drei Geschosse des Wohnhauses waren ursprünglich in den beiden oberen zu einem einzigen hohen Geschoss zusammengezogen gewesen, was die gotischen Fenster zeigten. An der sonnenseitigen Südwand dürften damals zwei Fensterachsen (wie heute) bestanden haben. Die Nordwand lässt die Zweigeschossigkeit der Erbauung an zwei Öffnungen noch feststellen: rechts unten zur Westecke führt der originale Abgang in den Beinraum des Karners. Er hat einen leicht giebeligen Sturz, mehr einen Bogen vortäuschend (ähnlich auch die anderen Öffnungen überwölbt) und führte über eine Treppe steil abwärts, was innen gleichfalls zu sehen ist. Etwa in der Mitte der Nordwand ist ein rechtwinkeliger Rahmen auszumachen - eher für ein (barockes) Fenster, denn für eine Tür zu hoch bzw. auch über der gotischen Zwischendecke liegend.

Innen ist zunächst der „Keller" interessant, der einst der Beinraum war. An der östlichen Schmalwand sitzt eine seichte große Nische 4), von zwei steilen Gewölbefüßen so gerahmt, dass innen eine senkrechte rechtwinkelige Kante, außen aber das leichte Vorwachsen des Gewölbes zu unterscheiden ist; in den Polygonecken bilden sie einen gefalteten Winkel, oben erscheinen sie wie abgeschnitten (Plan Karner). Es muss sich um ein älteres Gewölbe-Fragment handeln. Deswegen könnte man die heutige schwere Halbkreis-Tonnenwölbung als nicht gotisch und mit ihren kleinen Stichkappen zur Belichtung eher in die frühe Neuzeit, am besten in das 17. Jahrhundert setzen, wobei die Bögen allerdings wiederum giebelig geführt sind, was technisch auf die Bretterverschalung beim Wölben zurückgeführt werden kann. Grundriss wie Längsschnitt zeigen dies. Hier müssten Grabungen nähere Aufschlüsse bringen können. Ferner gibt es unter dem Chor der Pfarrkirche heute noch einen Beinraum, der lose mit Knochen geschichtet wurde 5), so dass wir vor einer eigentümlichen Duplizität stehen. Ein besonderes Augenmerk auf das Verhältnis älterer eigenständiger romanischer (Rund-)Karner zu den Beinräumen unter jüngeren gotischen Ossarien unter den Kirchenchören (Krypten) wirft die Grabung in Propstdorf (Österr. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege L 1996, H4, 502), wo der Beinraum-Chor schon Ende des 13. Jahrhunderts auf den dafür abgebrochenen romanischen Rundkarner gesetzt worden war. Immerhin nimmt jedoch die vereinzelte Stichkappe in der Nordwestecke genau auf den Stiegenaufgang Rücksicht, so dass er zur Karnerzeit im Gewölbe noch benutzt worden sein muss.

Eine Zwischendecke sowie Zwischenwände verunstalten zur Zeit den einstigen schönen, hohen und hellen weiten Kapellenraum. Sein reiches Rippengewölbe ist ganz verschwunden, lediglich an der Westwand sieht man Spuren des halbkreisrunden einstigen Schildbogens) auf beiden Seiten; links dürfte ein kleines Kehlrippenstück als Spolie in Zweitverwendung in der Wand hinter dem Bogenstück eingemauert sein, das noch dazu einem Rippenstück im Lapidarium (auf der Nordost-Kirchenmauer, auf alten Fotos) sehr ähnlich sieht, alles Zeugen der vielen Kriege und Zerstörungen. Der Halbkreisbogen statt eines Spitzbogens des einstigen Kapellengewölbe-Querschnitts verweist in die späteste Gotik. Historisch wird als Bauzeit der Annenkapelle immer der Anfang des 16. Jahrhunderts angegeben 6), ein Weihedatum oder die Gewissheit des Annen-Patroziniums sind nicht überliefert.
Als Dokument dafür kann die Grabplatte des Herrschaftsinhabers zu Karlstein Hans Hauser (+1535) dienen 7), zumal seine Mutter Anna hieß. Von Karlstein musste man damals zu einem herrschaftlichen Begräbnis nach Münchreith ausweichen. Ob der Karner eigens für ein solches erbaut worden war, ist nicht sicher zu entscheiden. Ein gutes Vergleichsbeispiel ist die - überhaupt nicht seltene - Adaptierung eines älteren Karners zu einem herrschaftlichen Adels-"Mausoleum" in Neukirchen an der Wild.8) Die Grabplatte verschloss wohl nur einen Schacht im Boden, ohne Hochgrab, welches etwa die Hofkircher im 16. Jahrhundert in der Pfarrkirche in Aigen bei Raabs errichteten. 9)

Allgemein hatte die Verehrung der HI. Anna zu ebendiesem Zeitpunkt einen Höhepunkt erreicht. Im Waldviertel stellen frühere Kunstwerke die Tradition der Annenverehrung dar: aus freigelegten Wandmalereien in der Pfarrkirche zu Spital bei Weitra (zu Ende des 14. Jahrhunderts) sind Jesus - Maria - Anna noch "konzentrisch" aufeinander sitzend, wie eine archaische Muttergottheit, in einer Bildgeburt auseinander hervorgegangen, zu sehen (so auch die romanischen Madonnen; erst später sitzt oder steht das Jesuskind im Profil, gleichsam an einen Thron gemahnend).

Ein spätgotischer Altar hat sich in Engelsdorf (Gemeinde Eggenburg) erhalten, (aus dem 3. Viertel des 15. Jahrhunderts), der nur Statuen zeigt. Im Schrein als zwillingshaftes Paar irrtümlich (wie Doppelgänger) sind die Statue der Madonna rechts, paarweise mit der hl. Anna links zu sehen: als Anna Selbdritt hält sie die kindlichen hI. Maria und Jesus auf den Armen.

Zu Anfang des 16. Jahrhunderts gibt die Ikonographie der hl. Sippe, mit Anna, offensichtlich die gewachsene Bedeutung der damaligen menschlichen Familie wieder, die sich hier gewissermaßen "gespiegelt" wiederfindet (was auch für die Hauser in Münchreith möglich ist).

Krems besitzt eine Statuengruppe hI. Anna und Maria (ohne Jesus) vom Anfang des 14. Jahrhunderts; eine andere um 1480 mit Weintrauben im Zentrum; das gemeißelte Epitaph des Urban Schlundt 1517; eine Gemäldetafel 1515.10)

Am berühmtesten ist der von Jan von Scorel 1520 gemalte Altar der hl. Sippe im kärntnerischen Obervellach.11)
Ein wichtiger Typus ist die hl. Anna wie sie Maria das Lesen lehrt oder Unterweisung gibt. Eine derartige Barockstatue (1747), aus dem Privatbesitz einer Tischlerfamilie stammend, blieb in Waldkirchen an der Thaya erhalten.12)

Das Annen-Patrozinium der nahen Kirche in Puch mit dem Hochaltarblatt aus dem 19. Jahrhundert (August Wörndle 1887) schließt nicht nur diese Kurzübersicht ab, sondern leitet zur Baukunst über und wieder zurück - zu den "Annen-Karnern". 13) Vielleicht der älteste fand sich in Waidhofen an der Ybbs zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Johanneskapelle, südlich von der Stadtpfarrkirche, die laut Merian-Stich eine romanische Apsis gehabt hatte, also mit dem Schiff ein längsaxialer Kapellen-Typus war. "Im Untergeschoß, das wohl als Karner benützt wurde, stand einst ein St. Annen-Altar, für den ein Benefiziat gestiftet war", liest man im Kirchenführer. 14)

Der hl. Anna 1518 geweiht wurde der doppelgeschossige Kapellenbau am Friedhof im Südosten der Kollegiatskirche zu Ardagger. Das Untergeschoss liegt zwar ebenerdig - doch wurden bei der letzten Restaurierung im Fußboden Bündel von Gebeinen gefunden.15) Der Bau hat die strenge Form eines einfachen Kastens, nicht einmal das Polygon von Münchreith, welches auch keine Rücksprung-Einziehung gegenüber dem Joch aufweist, so dass sein Zentralbaucharakter betont wird.

Über romanische Karner im Waldviertel ist bereits berichtet worden . 16)

Den reinen Rundkarner (als Seltenheit) in Zwettl-Alte Propstei oder Friedersbach steht der einzigartige Apsidensaal als Karner mit Untergeschoss neben der Kirche in Unserfrau bei Weitra gegenüber. 17)

Erst in der Spätgotik wird der "Kapellenkarner" häufig und verliert seine Eigenform (in der frühen Gotik als Achteck).
Bei unbekanntem Patrozinium ist der ehemalige Karner als Kapelle in Weitra 1520 datiert - auch er wurde zum Wohnhaus, wenn auch des berühmten Dichters Ignaz Franz Castelli (1781-1862).18)

Wichtig war oft auch der berufliche Bezug: so ist die hl. Anna auch Bergbau-Patronin gewesen 19), oder auch Patronin der Steinbrecher, wie eine Zunftfahne zeigt. 20)

Ihre weite Verbreitung kann ferner in einsamen Wäldern beim Begegnen eines "Anna-Bildbaumes" erahnt werden. 21)

In Chammünster, in der bayerischen Oberpfalz, ist eine gotische Gruftkapelle, an ähnlicher Stelle wie in Münchreith, 1367 von den Rittern von Chamerau errichtet und lange benützt worden; auf der anderen Seite der Kirche befand sich bereits der romanische
Karner. 22)

In Wartberg an der Krems in OÖ. steht eine spätgotische doppelgeschossige Beinhauskapelle, denn die hl. Anna war auch die "Patronin für eine glückliche
Sterbestunde". 23)

 

ANMERKUNGEN

1. Den Herren Bürgermeister Direktor Karl Wanko, Diakon Franz Hadl, Norbert Jama sei für ihrer Unterstützung herzlich gedankt. - Wanko, Karl: 800 Jahre Karlstein an der Thaya. Teil 1. 1988, bes. 20, 28, 46 Hauser, 54, 58. - 2. Teil, 6 Hauser auf Karlstein, Schlosskapelle, 15, 17, 18, 20, 3032, 47/8. - 3. Teil, 27 Profanierung der Annenkapelle. - Zum Ortsbild und der beherrschenden Lage der Kirche bzw. Stift Garsten als "Münchreith": Bors Kurt: Neue Perspektiven zur Siedlungsgeschichte des nördlichen Waldviertels. Archäologisch-geographische Untersuchungen im Raum Raabs/Karlstein/Thaya. Studien und Forschungen aus dem NÖ. Institut für Landeskunde Band 25 (Wien 1998) bes. 142 (R 21), 164 Abb. 29. - Die hübsche Ortsansicht bei Wanko zit. 4. Teil hinterer Deckel.

2. Für Hilfe ebenso wie die Pläne ist OR DI. Hans Plach besonders zu danken.

3. Donin Richard Kurt: Die Bettelordenskirchen in Österreich (Baden bei Wien 1935) bringt viele profanierte Kirchen, die zu Wohnhäusern umgebaut worden sind.

4. Am Grundriss des Kellergeschosses gehört diese Nische nicht strichliert sondern durchgezogen.

5. Hinweis von Diakon Hadl. - Der Westschildbogen hat aber keine Rippen!

6. Dehio NÖ. 1. Nördlich der Donau (Wien 1990) bes. 766 (Bernd Euler). - Österreichische Kunsttopographie Bd. VI Waidhofen an der Thaya (Wien 1911) 35-7, bes. 37, Fig. 40

7. Wanko (wie Anm. 1) bes. 52 Abb. - Die beiden Wappen unten dürften zwei Frauen des Hans Hauser darstellen, das heraldisch linke ist Königsberg, wodurch sich auch erklärt, warum ein Königsberger auch Vormund des kleinen - hier letzten - Hauser war (zit. 54).

8. "... um 1500 von Hans von Matschach gestiftet, 1786 entweiht, 1787 abgerissen, noch als Bodenerhebung erkennbar". Seine Grabplatte am Pfarrhof vorhanden. Ein Baudatum wäre 1523. Vgl. Dehio wie Anm. 6,776, ÖKTV III Horn u.a.

9. Das Tumba-Hochgrab der Hofkircher wurde später zerlegt. Holzschuh-Hofer Renate: Studien zur Sakralarchitektur des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts in NÖ. (Maschr. gewi. Diss. Uni. Wien 1984) bes. 169-172, Abb. (Die Kirche ist nur teilweise abgetragen worden). - ÖKT VI (wie Anm. 6) 45 ff.

10. Zotti Wilhelm: Kirchliche Kunst in NÖ. Diözese St. Pölten. Bd. 1. (St. Pölten 1983) bes. Abb. 7. Engelsdorf-Kat. 1000 Jahre Kunst in Krems (Krems 1971) KatNr. 84, 89, 114, Abb. 24. - Als Zentren der Annenverehrung haben Wien 1. St. Anna und Annaberg zu gelten.

11. Kobalt Maximilian: Die Pfarrkirche St. Martin zu Obervellach (Kirchenführer, Eigenverlag, Pfarramt 1963) u.a.

12. Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 3/4/1998, Waldkirchen, Kirche, 778, Anm. 144, 782 Farb Abb..

13. Darauf sei besonders hingewiesen. Es kommen noch mehr vor.

14. Landlinger Probst Johannes: Waidhofen an der Ybbs (Kirchenführer o.J.) o.S. - 14. (die Unterkirche ist zweischiffig und hat Bandrippen). Hier ist auch Ort und Anlass, auf die Verwendung des Annenkarners währen des Protestantismus als Kirche für die wenigen Katholiken zu verweisen (Wanko wie Anm. 1, 2. Teil 17). Der "Heidentempel" beim Volk fälschlich "lutherischer Turm" (Landlinger zit. 14) war aber nur ein Rundturm in der Stadtmauer.

15. Kubes Karl: Zur "Kloster"-Anlage in: Kollegiatsstift Ardagger (hg. Th. Aigner Diözesanarchiv St. Pölten, 1999) bes. 251.

16. Arbeitsberichte ... Waldkirchen (wie Anm. 12) bes. 772 mit lit. - Als ein würfelförmiger Zentralbau, mit kleinem 5/8-Chörlein stellt sich die 1514 datierte St. Martins-Karner-Kapelle in Perchtoldsdorf dar.

17. Schober Paul OstR KR: Unserfrau. Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt. Diözese St. Pölten, Bezirk Gmünd (Christliche Kunststätten Österreichs, Verlag St. Peter Salzburg, 1992) bes. 8 ff.

18. Birklbauer Herwig - Katzenschlager Wolfgang - Knittler Herbert: 800 Jahre Weitra (Weitra 1983) bes. 71/72, Abb. 69, 79; 309, 312, 314, Abb. 201.

19. Schmidt Leopold: Kunstwerke aus Kärnten als Zeugnisse mittelalterlicher Volksfrömmigkeit, in: Kärntner Kunst des Mittelalters, ... (Wien 1971) bes. 58 f.

20. Moser Franz: Heimathaus Stadt Museum Perg. (1997) bes. 9, Abb. hinten.

21. Österreich-Karte 1:50.000 Nr. 35, Königswiesen, von rechts 88 mm, von unten 173 mm; von rechts 55 mm, von oben 252 mm "Annabild".

22. 1250 Jahre Chammünster. Festschrift der Pfarrei (1989), Höpfl Josef: Der Karner von Chammünster, 27-34; Löhner Dieter: Die St. Anna-Kapelle, eine Stiftung der Ritter von Chamerau, 35-48, Abb.

23. Harter Josef: Die Karner, in: Christliche Kunstblätter 55 Jg., 1914, Nr. 12, 127-134.

Zur Abrundung bzw. als Ergänzung der kunstgeschichtlichen Aussagen über die Annakapelle seien jene Textstellen aus der Dokumentation "800 Jahre Karlstein a.d. Thaya", verfasst von Hauptschuldirektor Karl Wanko (in den Jahren 1988, 1989, 1992), angeführt, die sich auf dieses Bauwerk beziehen:

2. Teil, Seite 17 (von der Reformation bis Josef II.) Da Adam von Puchheim, Freiherr von Karlstein, 15761609, in der Pfarrkirche Münchreith keinen katholischen Gottesdienst zuließ, feierten die wenigen verbliebenen Katholiken ihre Gottesdienste in der Annakapelle neben der Kirche. Den oberen Stock dieser Kapelle bewohnte zeitweise der katholische Geistliche, weil auch der Pfarrhof in den Händen der Protestanten war. Um diese Kapelle befand sich zur damaligen Zeit der Friedhof, daher ist nicht auszuschließen, dass dieses Gebäude ursprünglich als Karner (Beinhaus) gedient hatte.

3. Teil, Seite 27 (Zeitraum 1790-1914)
Die Annakapelle auf dem Friedhof, in welcher während der Reformation die Katholiken ihre Gottesdienste hatten, wurde nun auf Grund der josefinischen Verordnung 1786 geschlossen. Der Grünbacher Pfarrer FRANZ MAYER verkaufte sie 1790 um 80 Gulden an die Karlsteiner Herrschaft, welche sie als Schüttkasten benützte und sie dann an einen Zimmermann weiterverkaufte. 1827 ließ der Besitzer Matthias Dorn die Gewölbe einschlagen. Auch die Stützpfeiler wurden weggerissen.

Das Bauwerk kam in den Besitz der Gemeinde und diente bis in die jüngste Vergangenheit als bescheidene Wohnung, zuletzt benutzt von einer bosnischen Familie.

Damit teilte diese kleine Kapelle das Schicksal der Allerheiligenkirche in Raabs-Oberndorf, der Wallfahrtskirche bei Windigsteig oder so mancher größerer Schwester wie etwa der Dominikanerkirche in Krems und hofft darauf, dass auch sie eines Tages wieder einem kirchlichen oder kulturellen Zweck dienen darf.

Quelle: Kultur und Museumsverein Thaya 


Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 25. März 2005